Dienstag, Juni 20, 2006
Ursachenforschung oder Kindheitsforschung oder Vergangenheitsforschung
Gewisse Dinge, die ich aus meiner Kindheit einfach nicht mehr weiss, oder vielleicht auch einfach zu sehr verdrängt habe, bedürfen einer Person, in diesem Falle meine Mutter, die mir über meine Kindheit mehr Auskunft geben können, eben zB. auch, wenn es um die permamenten Abweisungen meines Vaters geht. Ich weiss in der Tat nicht mehr, was meine Mutter dazu gesagt hat, oder wie sie sich verhalten hat und ob sie das überhaupt mitbekommen hat. Mein Vater war gewöhnlich arbeiten. Er hatte eigentlich nur Sonntag einen freien Tag. Abends in der Woche, wenn er nach Hause kam, lag ich schon im Bett. Die Abweisungen dürfte ich also meistens an einem Sonntag erfahren haben. Ich wollte schon öfter mit meiner Mutter über meine Kindheit reden, über Gewisse Dinge, die ich alleine nicht erhellen konnte, weil mir einfach das Wissen über die Vergangenheit dazu fehlt. Mir fehlen die notwendigen Verbindungen und deswegen habe ich das Bedürfnis mit meiner Mutter darüber zu sprechen. Bisher habe ich mit meiner Mutter noch nie über so etwas gesprochen, obwohl das Bedürfnis schon da ist und ich weiss, dass ich da auch vermutlich gar nicht drum herum komme, es sei denn ich weiss auf einmal wieder, was in meiner Kindheit so alles passiert ist. Es fällt mir einfach schwer diese Dinge vor meiner Mutter auszusprechen. Denn dann werden auch vermutlich Fehler an die Oberfläche kommen, die meine Mutter gemacht hat, und was ich auch vermute, ist, dass mir meine Mutter nicht die ganze Wahrheit sagen wird. Das alles hält mich davon ab mit meiner Mutter über wirklich für mich wichtige Dinge zu reden, aber der Zeitpunkt wird kommen, wo ich dies tun werde. Ich kann gar nichts anders.
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1 Kommentar:
Lieber Elaminato,
„Denn dann werden auch vermutlich Fehler an die Oberfläche kommen, die meine Mutter gemacht hat, und was ich auch vermute, ist, dass mir meine Mutter nicht die ganze Wahrheit sagen wird.“
Mir scheint, dass Du das sehr realistisch einschätzt. Ich würde vielleicht nicht von „Fehler“ sprechen, aber sicherlich wird deine Mutter über Handlungen berichten, die sie heute so nicht mehr ausführen würde und die dir vielleicht nicht gefallen.
Auch wird sie nicht die „ganze Wahrheit“ sagen. Das ist nur allzumenschlich. Genauso, wie Du dich derzeit nicht mehr an vieles erinnern kannst, so wird sie sich auch nur selektiv erinnern. Das alles hat auch eine Schutzfunktion, mit der man sorgsam umgehen sollte.
Es bringt nichts die Vorhänge wegzureißen, denn es kann nicht das Ziel sein, in einem Moment etwas zu sehen, das vielleicht damals weh getan hat, dann zwei Tage zu weinen, in der Hoffnung, dass dann der „Fehler“ auf der Festplatte gelöscht ist - so „funktionieren“ Menschen nicht.
Menschen, und ich weiß, dass Du das fühlst und dir dessen bewusst bist, sind wie Pflanzen, tief im Innern. Sie brauchen Zeit, man muss sie liebevoll gießen und pflegen. Trauerprozesse und Erkenntnisprozesse können ganz natürlich verlaufen, wenn man mit all dem geduldig und sorgsam, sich selbst liebend, umgeht.
Die Erinnerungen werden wieder kommen, wenn Du dich mit dieser Zeit beschäftigst, wenn Du dein Leben vielleicht aufschreibst. Deine Mutter wird dir hier sicherlich einige „Informationen“ liefern können, wenn Du sie interviewst, aber das Bild wird sich nur langsam erhellen lassen. Die Frage ist dann auch, ob Du dabei „stecken bleiben wirst“ – wenn dem so ist, dann hat das eine Schutzfunktion, dann soll der Vorhang nicht so schnell fangen, dann will er behutsam zur Seite geschoben werden.
Liebe Grüße,
E.
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