Samstag, September 09, 2006

Meine Klugheit die keine ist

Ich bin niemand, der seine Klugheit (die keine ist), nach aussen kehrt. Ich meine damit einfach, dass ich Leuten mein Wissen nicht teile, es sei denn, jemand fragt mich danach, dann sag ich ihm alles, was ich "weiss", über das, was ich gefragt wurde.

Nun wurde ich mehreremale schon in der Schule angesprochen, dass ich zu intelligent für die Klasse sei, oder dass ich ein wandelndes Lexikon bin. Im Jugendhaus hat mich gestern jemand angesprochen, der bemerkt hat, dass ich eigentlich viel mehr weiss, als ich sage und er hat recht. Denn, wie vorher schon gesagt, sage ich die Dinge nur, wenn man sie mich explizit fragt. Ich bin sehr vorsichtig mit meinem "Wissen" und deswegen sage ich meistens nicht viel. Und weil ich eben normalerweise nicht viel sage und von meiner "Klugheit" nicht viel herüberkommt, verwundert es mich, dass die Leute das bemerken, dass ich "klug" bin. Ich will eigentlich gar nicht klug wirken, weil ich nicht klug bin. Ich weiss viel, aber eigentlich weiss ich nichts.

Gestern im Jugendhaus fragte mich wer, worüber ich nicht viel rede, weil ich sagte, dass es keiner verstehen würde. Ich sagte ihm, dass dies die Frage "Wer bin ich?" ist. Die Antwort darauf, die nicht zu verstehen ist. Ich wollte ihm diese Antwort geben, aber ich weiss, dass dies nicht geht und es ist sehr deprimierend, wenn man jemandem etwas geben will, aber man kann es einfach nicht.

Dienstag, September 05, 2006

Praktikum

Ich arbeite jetzt seit gut einem Monat in einem Jugendhaus als Praktikant. Einige Dinge beschäftigen mich, auch wenn manche Dinge trivial erscheinen.

1. Jemand hat ein Sandwich bestellt und ich habe den Käse den Toast und die Salami für das Sandwich aus dem Kühlschrank geholt. G. kommt daher und fragt mich, ob wir nich noch angebrochenen Käse hätten, worauf ich dies verneint habe. (Ich hab im Kühlschrank natürlich nur nach der Verpackung gescannt und die war weg. War 2x der gleiche Käse in der gleichen Verpackung.) Der Käse war in einer Art Tupperdose (woher soll ich das wissen?Und die war auch nicht durchsichtig.) G. meinte zu mir, dass ich so etwas doch sehen müsse! Ich hatte Stunden vorher schon bemerkt, dass wir kein Sprudelwasser mehr hatten. G. hat das überhaupt nicht bemerkt. Ich hab auch niemandem gesagt, dass wir Wasser bräuchten. Und jetzt frag ich mich natürlich, ob G. überhuapt in der Position ist, mir zu sagen, dass ich doch genau schauen sollte, wenn sie selbst unfähig ist, zu sehen, dass der Sprudel alle ist und das ist nicht verdeckt oder schwer zu sehen. (Genau genommen hätte ich den ganzen Kühlschrank durchsuchen müssen, um zu schauen, ob da irgendwo noch angebrochener Käse herumliegt.)

2. Das Jugendhaus scheint Wert auf einen (guten) Ruf zu legen. Es ist traurig zu sehen, dass auch hier wieder das Image wichtiger ist, als die Leute die darin arbeiten. Sowas habe ich nicht erwartet. Nicht in einem Haus wo ein Sozialarbeiter arbeitet, wo der Mensch eigentlich die wichtigste Rolle einnehmen sollte. Es erinnert mich an den Film American Beauty wo Carolyn sagt "one must project an image of success." Und da ist der J. dann auch schon im Konflikt im Krieg. Er muss schauen, dass jeder Arbeiter dem Ruf nicht schadet bzw den guten Ruf aufrecht erhält.
Wozu ist der gute Ruf wichtig ? Mir scheint, der Ruf ist wichtig, damit die Leute kommen und Dinge kaufen. Ich glaube, es geht nur um Geld. Ich glaube, der gute Ruf muss wegen Geld aufrechterhalten werden. Mir könnte das hier alles ziemlich egal sein, nur zieht mich J. automatisch in seine Idealvorstellung (aufrechterhaltung des guten rufes) hinein. Er überfällt mich sozusagen mit seinem Ideal und beraubt mich meiner Individualität. Er zwingt mir etwas auf. Ja, er wendet psychische Gewalt an. Sowas würde man von einem Sozialarbeiter wohl nicht erwarten, jedenfalls nicht ich.

Das sind erstmal die zwei Dinge, die mich im Moment am meisten beschäftigen.