Heute, als ich im Kindergarten war, kam wieder ein Gedankenstrang, den ich als eine mögliche Ursache meines Kontrollzwanges sehe, zumindest hat er dazu beigetragen. Ich erinnerte mich, wie mein Vater zu mir gesagt hat "Nerv mich nicht" immer und immer wieder. Mein Vater hatte kein Interesse an mir, wie es scheint und alle meine Versuche schlugen fehl, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich wollte zB. einfach nur mit ihm Zeit verbringen mit ihm spielen, stattdessen hörte ich "nerv mich nicht" und "hab keine zeit". Also alles nur Abweisungen. Damit mein Vater wenigstens nicht auf mich böse ist/war, dass wurde er nämlich, wenn ich immer mehr gedrängt habe, dass er mit mir spielt oder sich mit mir beschäftigt, habe ich natürlich immer mehr nachgelassen, in meinen Versuchen seine Aufmerksamkeit zu erregen oder zu erhaschen. Er las lieber seine Zeitung.
Das alles steht in der Verbindung mit der Angst zu telefonieren. Der Kontrolle. Wenn ich jemanden frage, ob ich ihn anrufen kann, jetzt, und er/sie mir das ok gibt, dann kann ich auch viel leichter anrufen. Denn dann weiss ich, ich störe nicht, ich nerve nicht, ich bekomme keine Abweisung bei dem Versuch Kontakt aufzunehmen. Wenn ich aber vorher nicht weiss, ob ich vllt störe oder nerve, wenn ich anrufe, bei meinem Kontaktversuch, ja dann lass ich das anrufen wohl lieber sein, um schlimmeres zu vermeiden, genauso wie ich es anscheinend mit meinem Vater in meiner Kindheit tat.
1 Kommentar:
Hallo,
also erst einmal möchte ich dir dafür ein Kompliment aussprechen, dass Du hier so authentisch deine innersten Erlebnisse, Erfahrungen und Gedanken aufschreibst.
Mir scheint, dass deine Gedanken, die Du dir hier machst, im Einklang mit neueren psychoanalytischen Vorstellungen stehen.
Wenn ein Kind sich irgendwann in der Kindheit notwendigerweise von der Mutter ein wenig distanziert bzw. wenn die Mutter immer mehr die symbiotische Verbindung der frühsten Kindheit aufgelöst hat, dann tritt die Verbindung mit dem Vater in den Vordergrund. Dies ist dann keine symbiotische Verbindung, sondern ein im positiven Sinne soziales eventuell auch liebevolles Anerkennungsverhältnis – zentral ist die Anerkennung sowie die sich aus der Kommunikation entwickelnde Differenziertheit der Moral und des Über-Ichs im weitesten Sinne, des Selbstbildes und des Selbstideals sowie des Selbstwertes, des Weltbildes generell, des kommunikativen Verhaltens (Monolog, paralleler bzw. doppelter Monolog, Dialog, welche Art von Dialog, ...) etc. .
Wenn sich dann eine solche Beziehung einspielt, wie Du sie beschreibst, dann kann dies natürlich problematisch werden. Die "kognitive" Kommunikationsfunktion kann dann auch teilweise in Beziehungen zu Peers, aber auch zu älteren Freunden und eventuell auch zu Lehrern erfüllt werden.
Dennoch wird aber zunächst einmal garantiert eine große Enttäuschung erlebt, damit es zu der Intensivierung der eben genannten Verhältnisse kommt.
Ich sehe hier jetzt zwei Wege, wie es dann zu den von dir genannten (Angst, Zwang, Verunsicherungs-)-Symptomen kommen kann:
Einerseits ist da die Erfahrung der Enttäuschung und der schmerzhaften Ablehnung, welche eine Verunsicherung des Selbstwertes mit sich führt. Hier ist dann auch die Beziehung zur Mutter entscheidend, inwiefern das „Trauern“ und generell „Emotionsregulation“ gelernt wurde, um diese Enttäuschung zu verarbeiten, bzw. wie sehr das alles als Kränkung empfunden wurde und wenn ja, wie es dann zum Ausdruck oder der Unterdrückung von Wut bzw. Trauer kam.
Andererseits wird dieser Dialog mit dem Vater auch eventuell teilweise mehr oder weniger als Selbstdialog in das Über-Ich "hineinkopiert". Dies kann zur Folge haben, dass sich dann in dir Bedürfnisse zeigen, so wie Du auch deinem Vater deine Bedürfnisse gezeigt hast, Du diese jedoch genauso abweist, wie er sie abgewiesen hat. Dies führt dann zu einer Zwangsverhalten, da immer wieder fundamentale Bedürfnisse abgewiesen werden.
Das vollzieht sich dann nicht nur in dir, sondern wird sich dann auch in den Beziehungen zu anderen widerspiegeln. Es kann sein, dass es sich unmittelbar so zeigt, dass es dir schwer fällt, dich überhaupt auf jemanden tiefer einzulassen, der von dir anerkannt werden möchte, oder dass Du diesen Konflikt einfach in dir abspaltest, wenn Du mit einer Person Nähe eingehst, dieser sich aber dann als „unerklärliche“ Aggression/Depression/Unruhe danach oder auch erst Tage danach bemerkbar macht – wenn Du dich diesem Konflikt näherst, dann zeigt er sich eventuell als „Wie konntest Du nur diesem Menschen diesen Gefallen tun? Was hast Du denn jetzt davon ?“.
Na, ich hoffe, dass ich dir ein wenig Gedankenanregung schenken konnte.
Liebe Grüße,
E.
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